Deckel Wehmut - von Bernhard Selker
Ein Mensch, der gern ins Wirtshaus geht
und zwar in dieses der „Vier Linden“
und dort man sitzt und auch mal steht,
der konnte bisher dort was finden,
was es – so scheint’s - jetzt nicht mehr gibt
und ihm nun das Gemüt betrübt.
Er war dort nicht nur Mensch und Gast –
er ist ein Deckel auch gewesen,
den gerne haben angefasst
die Menschen hinter jenem Tresen,
vor dem der Gast sich prächtig fühlte
und hinter dem dazu noch spielte
als Deckel eine Sonderrolle.
Sehr gern hat man ihn – wie gesagt -
dort angefasst und wundervolle
Bemalung auf ihn aufgebracht:
Mit Strichen, Zahlen, Buchstaben
Spatz, Andy und auch Co. gern gaben
dem Menschen Gast (dem Gast als Menschen)
beim abendlichen Keipen-Leben
gern nach bei dessen Deckel-Wünschen
durch „Etwas-auf-den-Deckel-geben“,
den dann beim Abschied von dem Tresen
der Mensch und Gast bekam zu lesen.
Jedoch – die Deckel-Zeit ist aus:
Im Bildschirm und im Tastenbrett,
im Schwänzchen einer kleinen „Maus“,
gedrungen und auch etwas fett,
verbleibt der Gast jetzt hinter’m Tresen...
- und ist doch Deckel gern gewesen!
und trotzig er darauf verfällt:
...zahlt künftig nur mit Plastic-Geld.
21.7.1998 - nach einem Abend im „Vier Linden“ – deckel-los und wehmutsvoll...